Wintercamping in Schweden - Einmal mit dem Wohnmobil zum Polarkreis und zurück
Unsere Reise in den hohen Norden Schwedens beginnt an einem regnerischen Novembertag in unserer alten Heimat Hamburg. Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns allen – seit Anfang des Jahres treibt das Corona-Virus sein Unwesen, auf den Lockdown im Frühjahr folgte ein Sommer mit angezogener Handbremse und jetzt, im Spätherbst, bahnen sich bereits erneute Verschärfungen an. Wie wohl die meisten in dieser Zeit, sehnen auch wir uns nach einem Tapetenwechsel. Nach neuen Eindrücken abseits des Pandemie geprägten Alltags, nach frischer Luft und dem Gefühl von Freiheit. Flugreisen sind für uns in diesem Jahr keine Option und so freuen wir uns schon seit Monaten auf unsere kleine Auszeit auf vier Rädern.
Für zwei Wochen tauschen wir unsere Wohnung in Oberbayern gegen Andrés Wohnmobil WG auf Zeit. Unser Ziel: Das etwa 2.000 Kilometer entfernte Schwedisch Lappland! Ob wir es wirklich bis zum Polarkreis schaffen, wissen wir bei unserer Abreise noch nicht – während in Hamburg das typische grau-nasse Schietwetter dominiert, liegen die Temperaturen in Lappland zu dieser Zeit nicht selten bereits deutlich unter dem Gefrierpunkt. Aber eines wissen wir sicher: Dass wir nicht eher umkehren werden, bis wir Nordlichter und Rentiere gesehen haben. Und damit erübrigt sich eigentlich auch die erste Frage… 🙂 Lappland, wir kommen!
Guten Morgen, Schweden!
Nach Andrés ausführlicher Einweisung in alle Funktionen des gemieteten Wohnmobils und einem Abstecher zum Penny um die Ecke, machen wir uns mit reichlich Proviant und einer großen Portion Vorfreude an Bord auf den Weg zum Fährhafen in Travemünde, von wo aus wir über Nacht ins schwedische Trelleborg übersetzen. Auf Einkäufe oder gar Restaurantbesuche möchten wir auf unserer Reise aufgrund der gegenwärtigen Lage weitestgehend verzichten. Dementsprechend gut gefüllt ist unsere knapp 200 Liter große Kühl-Gefrier-Kombi (übrigens die größte, die wir bisher in einem Camper hatten). Bei den vergleichsweise hohen Lebensmittelpreisen in Skandinavien empfiehlt es sich ohnehin, den Großeinkauf bereits in Deutschland zu erledigen.
Das Schiffshorn am nächsten Morgen klingt wie Musik in unseren noch müden Ohren: Unsere Reise durch die Heimat von Pippi Langstrumpf, Michel & Co beginnt!
Die ersten Tage unseres Roadtrips steht Strecke machen auf dem Programm. Das Wetter im Süden Schwedens gleicht Hamburger Verhältnissen und so fällt es uns nicht sonderlich schwer, die Küste nach Zwischenstopps am Mellbystrand und dem malerischen Leuchtturm in Krogstadsudda bei Göteborg hinter uns zu lassen.
Einen unserer Lieblingsplätze auf der Reise erreichen wir bereits an Tag drei: den Hamra Nationalpark. Auch wenn wir nur eine kurze Regenpause für einen Spaziergang durch die Jahrhunderte alte Mooslandschaft nutzen können, sind wir fasziniert von der Ursprünglichkeit dieses Parks, der zu den kleinsten Schwedens gehört und nach wie vor ein echter Geheimtipp zu sein scheint. Wir beschließen, auf dem Rückweg erneut hier Halt zu machen und eine Nacht im Park zu campieren.
Freie Platzwahl
Kaum haben wir unsere Route im Landesinneren fortgesetzt, liegt es auch schon vor uns: Schweden, wie es im Buche steht! Wir fahren durch endlose Tannenwälder, vorbei an bunten Holzhäusern und unzähligen Seen. Mit der App Park4Night entdecken wir jeden Abend neue, kostenlose Stellplätze abseits der E45, die wir auch mit unserem knapp sieben Meter langen Ferienhaus auf Rädern problemlos ansteuern können. Die skandinavischen Länder sind anders als beispielsweise Deutschland sehr tolerant was das frei stehen anbelangt, solange eine ausreichende Distanz zu Wohnhäusern gewahrt wird – und die sehen wir, je weiter wir gen Norden fahren, ohnehin immer seltener.
Dank der Rundum-Sorglos-Ausstattung unseres Campers, werden wir in den 14 Tagen unserer Reise nur drei Mal einen Campingplatz ansteuern. Alle übrigen Tage stehen wir an traumhaften Seen und Waldlichtungen und das in den meisten Fällen sogar komplett allein. Eine dankbare Begleiterscheinung der Nebensaison, die wir bereits auf unserem Norwegen Roadtrip vor ein paar Jahren sehr genossen haben – in diesem Jahr sicherlich noch verstärkt durch das Pandemie-Geschehen.
Alle etwa drei bis vier Tage legen wir einen kurzen Boxenstopp an einer Dumping Station ein, leeren Abwasser und Toilette und füllen unseren Wassertank auf. Auch diese Entsorgungsstationen gibt es in Schweden in ausreichender Frequenz und meist kostenlos, zum Beispiel angeschlossen an Tankstellen, sodass wir meist nicht lange suchen müssen. Einziger Haken beim Wintercamping: Bei Temperaturen unter dem Nullpunkt werden die Anlagen mancherorts abgestellt, um einem Einfrieren der Leitungen vorzubeugen. Aber auch diese Info finden wir meist schon vorab online, sodass uns selten böse Überraschungen erwarten.
Nordwärts
Je weiter wir Richtung Norden fahren, desto kürzer werden die Tage – und desto schöner das Wetter. Mittlerweile machen wir uns immer schon gegen Mittag auf Stellplatzsuche, um den Sonnenuntergang um etwa 14.30 Uhr (!) ganz entspannt bei einer Fika – der schwedischen Kaffeepause – genießen zu können. Die Größe des Wohnmobils zahlt sich an diesen kurzen Tagen besonders aus: Während neben uns ein Paar aus Berlin seinen VW Bulli mehrmals am Tag umbauen muss, sitzen wir bei laufender Heizung im Warmen und müssen weder zum Kochen, noch zum Gang aufs Klo das Auto verlassen – bei etwa drei Grad Außentemperatur purer Luxus!
Nur noch ein Fahrtag trennt uns vom Polarkreis. Die Straßen werden immer leerer, oft begegnen wir stundenlang keinem anderen Auto. Einsam? Keinesfalls! Für uns ist das der Inbegriff eines gelungenen Roadtrips: Orte zu entdecken, die gut genug angebunden sind, dass man sie mit dem Camper erreichen kann und gleichzeitig abgelegen genug, dass man sich fühlt, als sei man der erste Mensch, der diesen wunderbaren Spot für sich entdeckt. Natürlich nur gefühlt, ist klar. 😉 Faktisch treffen wir selbst in diesem besonderen Winter trotz aller Umstände gelegentlich andere Camper, die – wie sollte es anders sein – tatsächlich alle aus Deutschland kommen. Die Inhaberin eines Campingplatzes, auf dem wir zwei Nächte verbringen werden, berichtet uns später, dass ein Großteil ihrer Gäste aus der DACH-Region den Weg zu ihr finde. Wir sind und bleiben eben Camping-Weltmeister!
Nächster Halt: Polarkreis
Und dann plötzlich: Rentiere! Völlig unbeirrt von unserer Anwesenheit kreuzt eine kleine Herde der schönen Hirsche gemütlich die Straße, während wir ihnen im Schritttempo folgen. Neben der Landschaft sind die tierischen Bewohner einer Region für uns immer das größte Highlight unserer Reisen. Der sichere Indikator dafür, dass wir uns abseits heimischer Gefilde befinden. Spätestens in diesem Moment wird uns bewusst: Wir haben unser Ziel erreicht! Wir haben es tatsächlich innerhalb von fünf Tagen von Hamburg nach Lappland geschafft!
Die Überquerung des nördlichen Polarkreises wenige Minuten später macht das Glücksgefühl komplett. Wir sind angekommen am nördlichsten Punkt unserer Reise und verbringen die kommenden fünf Tage in der 5.000-Seelen-Gemeinde Jokkmokk.
Neue Liebe Jokkmokk
Nachdem wir die letzten Tage überwiegend im Wohnmobil verbracht haben, beginnt nun der “Slow Travelling”-Part unserer Reise. Wir quartieren uns für zwei Tage auf dem Campingplatz Skabram Camping & Stugby ein, der wahnsinnig idyllisch am Rande eines Waldes liegt und uns mit seinem Seeblick und einem kleinen Streichelzoo begeistert.
Drei weitere Tage verbringen wir an zwei freien Stellplätzen im Ort, die ebenfalls direkt am Wasser liegen und sogar mit Feuerstellen ausgestattet sind – für uns der wahrgewordene Lappland-Traum! Tagsüber erkunden wir die Gegend rund um Jokkmokk bei kleinen Wanderungen und Ausflügen. In den Abendstunden durchbrechen die aufheulenden Hunde eines Husky-Tourenanbieters im Ort die schon fast mystische Stille, während wir es uns mit Stockbrot am Lagerfeuer gemütlich machen. Besser kann unser Lappland-Abenteuer kaum werden! Oder doch?
Polarlichter!
Je kürzer die Tage im Norden, desto größer die Chance auf Polarlichter. Wir befinden uns Mitten in der skandinavischen Nordlicht-Hauptsaison – zugegebenermaßen einer der Hauptgründe, warum es uns im Winter ins eisige Lappland verschlagen hat. Erst einmal, während unserer Lofoten-Reise 2017, durften wir bisher Zeuge dieses atemberaubenden Naturspektakels werden. Damals waren wir so fasziniert von den tanzenden Lichtern, dass sie sich als oberstes Ziel für jeden weiteren Skandinavien Roadtrip in unseren Köpfen verankerten.
Und da sitzen wir nun, irgendwo im schwedischen Nirgendwo und starren gebannt aus den Wohnmobilfenstern. Regelmäßig stecken wir unseren Kopf durch das große Panoramadach in der Fahrerkabine, knipsen Testfotos mit Langzeitbelichtung, um die ersten grünen Schweife am Himmel zu erwischen, noch bevor sie mit bloßem Auge zu erkennen sind. Wir haben Glück: Gleich drei Tage in Folge, irgendwann zwischen 20 und 24 Uhr, tanzen Nordlichter über den schwarzen Nachthimmel. Mal mehr, mal weniger intensiv. Mal giftig grün, mal violett und immer atemberaubend schön. Spätestens jetzt hat sich die lange Fahrt gen Norden gelohnt!
Adjö, Jokkmokk
Nach fünf entspannten Tagen am Polarkreis, treten wir langsam unsere Rückreise gen Süden an. Zu gerne wären wir noch länger an diesem magischen Ort geblieben, doch der Blick auf die Wettervorhersage bestärkt uns in unserem Plan, wieder wärmere Gefilde aufzusuchen. Aus eigener Roadtrip-Erfahrung in den kanadischen Rocky Mountains wissen wir: Mit intakter Heizung lässt es sich auch bei -20 Grad im Camper irgendwie aushalten. Gemütlich ist allerdings anders, Wassertanks müssen um Vereisung vorzubeugen entleert werden und wenn man morgens die Autoscheiben von innen kratzen muss, um überhaupt losfahren zu können, braucht man viel Humor (oder viel Zeit), um die Reise noch als Erholung zu verbuchen. 😉
Also machen wir uns auf den Rückweg Richtung Westküste, begegnen erneut Rentieren und sogar zwei Elchen, die leider schneller weglaufen, als wir die Kamera zücken können.
Wir freuen uns auf unseren zweiten Besuch im Hamra Nationalpark, der uns mit Sonne begrüßt. Diesmal haben wir mehr Zeit, verbringen eine Nacht im Park und wandern über Holzplanken durch die uralten Wälder, in denen übrigens Schwedens größte Bärenpopulation beheimatet ist. Wir begegnen keinem – auch keinen anderen Menschen – aber allein der Gedanke, dass über dieselben naturbelassenen Waldwege, auf denen wir gerade unterwegs sind, regelmäßig Braunbären stapfen, fühlt sich nach Abenteuer an.
Zurück an der Küste: auf Stippvisite in Fjällbacka und Smögen
Die letzten Tage unserer Reise sind angebrochen! Wir sind zurück an der Westküste und machen noch einen kleinen Abstecher zu zwei malerischen Fischerdörfern, bevor es zurück zum Fährhafen Trelleborg geht. In Fjällbacka schlendern wir durch bunte Gassen und wandern durch eine Schlucht auf einen Hügel, der einen sagenhaften, wenn auch heute leider etwas trüben Blick auf die Schärenküste freigibt.
Auf der Insel Smögen verbringen wir die letzte Nacht auf schwedischem Boden mit Blick auf den Hafen und seine bunten Häuschen. Sowohl Fjällbacka als auch Smögen sind in den Sommermonaten beliebte Ausflugsziele mit pulsierendem Tag- und Nachtleben. Bei unserem Aufenthalt sind die beiden Dörfer wie ausgestorben, alle Cafés geschlossen und außer uns scheint sich so gut wie niemand hierher zu verirren. Ein Phänomen der Nebensaison oder doch den beschränkten Reisemöglichkeiten geschuldet? Wahrscheinlich beides! Wir jedenfalls genießen die Ruhe und den Weitblick aus unserem Wohnmobilfenster ein letztes Mal, lassen die Eindrücke der vergangenen Tage Revue passieren und sind wieder einmal erstaunt, wie viel wir in nur 14 Tagen erlebt haben.
Einmal zum Polarkreis und zurück – 4.000 Kilometer, die wir sicher nicht zum letzten Mal gefahren sind!
Unsere Schweden-Route zum Nachfahren sowie eine detaillierte Kostenübersicht und Stellplatztipps findest du auf unserem Blog roadtrip-the-world.com. Wir freuen uns, wenn du uns dort besuchst! 🙂
Steckbrief
Maren (28) & Manuel (28)
Lieblingsstellplatz
Eigentlich jeder mit Feuerstelle, Seeblick und Nordlicht-Potenzial 🙂
Lieblingsort/-strand/-berg
Die Region rund um Jokkmokk. Auch wenn der Ort an sich nicht wahnsinnig besonders ist, kam hier alles zusammen, was wir uns von unserer Reise erhofft hatten: Nordlichter, Rentiere und traumhafte Stellplätze am See!
Was kam total unerwartet / überraschend unterwegs?
Die Erkenntnis, dass Schweden mehr ist als nur Wälder und Seen und als Reiseland für uns mindestens genauso reizvoll wie seine skandinavischen Nachbarn.
Was habt ihr getan, was ihr niemals gedacht hättet?
Einen Ort gleich zweimal besucht! Der Hamra Nationalpark hat uns so begeistert, dass wir auf der Hin- und Rückfahrt dort Halt gemacht haben. Normalerweise lautet unsere Devise gerade bei kürzeren Reisen meist: So viel wie möglich entdecken!
Was habt ihr über euch selbst gelernt?
Wieder einmal, dass die Nebensaison für uns einfach die beste Reisezeit ist. Und, dass wir nicht viel brauchen, um eine gute Zeit zu haben – auch ohne Gastronomie oder sonstige Angebote, die über das pure Naturerlebnis hinausgehen.
Gerne wieder Campingtour / Wiederholungsbedarf?
Definitiv jederzeit! Gedanklich sitzen wir auf gepackten Koffern und warten, dass der Lockdown vorbei ist! 😉
Nächstes Urlaubsziel?
Wahrscheinlich das Kontrastprogramm zu unserem Schweden-Roadtrip: Südeuropa! Wenn die Grenzen wieder geöffnet sind, starten wir erstmal klein und erkunden die tollen Regionen rund um unsere neue Wahlheimat Garmisch.
Bildrechte by Maren Weißhaupt & Manuel Peters
Super Bericht. Wieviel Gasflaschen (11kg) hattet Ihr dabei und wieviel Gas habr Ihr verbraucht oder sogar auffüllen müssen?
Freundliche Grüsse
Pedro
Hallo Pedro,
wir haben Maren und Manuel damals 2 volle 11kg Flaschen mitgegeben. Zusätzlich natürlich auch Adapter für schwedische Flaschen bzw. zum Wiederauffüllen der dt. Flaschen. Es wurde eine Punktlandung: sie sind genau damit ausgekommen…bei uns auf dem Hof waren sie dann beide leer.
Es sollte aber erwähnt werden, dass die Beiden in kurzer Zeit sehr viel Strecke gemacht haben (sehr viele Tage mit 500km pro Tag auf den Landstraßen, was bedeutet von dunkel bis dunkel zu fahren) und daher die Cockpit Heizung geholfen hat, Gas zu sparen.
Schöne Grüße zurück
André von Stadt Land Camp!
Hej! und danke für euren Bericht. In welcher Zeit wart ihr unterwegs? Plane eine Reise im März. Bin mir aktuell aber wegen dem Wetter (Vereisung, Schneemassen) im hohen Norden noch nicht so im Klaren.
LG Kai
Hej Kai,
die Beiden waren damals im Oktober/November unterwegs. Das ist eine gute Reisezeit wenn man die Polarlichter sehen möchte, man aber noch zentraleuropäische Straßenverhältnisse benötigt.
Diesen Zeitraum empfehlen wir auch stets für eine Tour gen Lappland inkl. Nordlichter-Spotting.
Im März beträgt die Durchschnittstemperatur beispielsweise in Jokkmokk noch immer -5 Grad. Die Tauzeit beginnt erst im April. Ergo: die Straßenverhältnisse erfordern im März mit hoher Wahrscheinlichkeit Spikes. Mit normalen Winterreifen wirst du da nichts.
Kurzum: bis November oder ab April liegen die idealen Reisezeiträume.
Wir arbeiten allerdings auch an der Möglichkeit, den Zeitraum Dezember bis März zu ermöglichen. Dafür müssen wir allerdings noch einige Herausforderungen meistern.
Viele Grüße
André von Stadt Land Camp!
Hallo André,
Ich habe den Bericht hier gelesen und Deinen Kommentar.
Wir planen auch eine Tour nach Lappland. Gerne Arrenjarka. Wir wollen Polarlichter sehen. Unseren mittelgroßen Hund möchten wir mitnehmen.
Wir haben einen T5 mit serger gutem Ausbau. Diesel Heizung. Aber natürlich keine Dusche. Keine beheizten Frisch und Abwassertanks. Kein 4×4.
Jetzt überlegen wir, wann die beste Reisezeit wäre. Mücken oder Schnee scheint die Frage zu sein.
Habt ihr schon Möglichkeiten Fahrzeuge auch in Schweden über den Winter anzubieten?
Meinst Du September / Oktober wäre noch ohne Spikes und Schneeketten machbar?
Viele Grüße Martin
Lieber Martin,
schönes Vorhaben, das ihr sicherlich auch mit eurem T5 in Angriff nehmen könnt. Zumindest im September wird es i.d.R. noch gut klappen. Da ist dann nur die Frage, ob ihr die Polarlichter schon sehen könnt. Die beste Zeit dafür ist Oktober bis März. Manchmal klappt es aber auch schon im September oder noch im April. Mit Mücken habt ihr da höchstwahrscheinlich dann nichts mehr zu tun.
Eure Feinde bei auftretender Kälte, besonders im T5 oder Van, sind Kondenswasser und die Kältebrücken (Blech und Fenster), die ggfs. sogar die Wasserleitungen (und Tanks sowieso) gefrieren lassen könnten. Wenn die Dieselheizung eine gute Leistung hat, ist letzteres sicherlich zu vernachlässigen.
Im September und meist auch noch im Oktober klappt es dort oben in Lappland auch noch ohne Spikes und Schneeketten. Wenn der Kälteeinbruch und der Schnee jedoch kommen, würde ich die Reise gen Süden wieder antreten. Denkt auch unbedingt an Hilfsmittel wie Schneebesen, Schaufel, Schneeketten, Thermomatten und gute Heizlüfter (falls die Heizung doch mal aussteigen sollte). Natürlich gibt es noch viele weitere Tipps, die den Rahmen einer Kommentar-Antwort nun sprengen würden.
Ansonsten werden unsere WOW-MOBILE auch immer wintertauglicher: unseren Neuankömmlingen haben wir jetzt immmer eine Truma DuoControl nebst Eis-Ex spendiert, die nicht nur die Gasversorgung der Heizung regelt, sondern auch noch verhindert, dass die Regler einfrieren. Haben sie auch jetzt gerade in den Weihnachtsferien in Norwegen und Schweden einem positiven ersten Härtetest unterziehen können.
Von Touren zwischen Dezember und März/April gen Lappland raten wir aufgrund der Straßenverhältnisse aber immer noch ab. Und die Wassersysteme sollte man da oben vorsichtshalber in dem Zeitraum bei weniger als 15 Grad minus nicht nutzen, sondern ausschließlich die Einrichtungen der gut ausgestatteten Campingplätze nutzen.
Viel Spaß bei der weiteren Planung & melde dich gerne wenn ihr es doch lieber mit einem WOW-MOBIL angehen möchtet!
André
Habt ihr eure Stellplätze eher spontan gebucht oder schon von Deutschland aus? Super Bericht, hilft mir grad echt weiter, da wir dies dieses Jahr auch vor haben.
Heyho Saskia,
die beiden haben alles spontan unternommen und keinen Platz vorgebucht. In Schweden kann man sich das in der Offseason problemlos erlauben.
Ihr müsst natürlich schauen, wann ihr unterwegs seid und wie viele Plätze in welcher Region überhaupt noch offen sind. Erfahrungsgemäß werden es aktuell immer mehr Polarkreisfahrer und Wintercamper. Ihr könnt aber auch von unterwegs aus die Plätze anrufen und nach Auslastung fragen. Dann bekommt ihr ein gutes Gefühl dafür. Außerdem müsst ihr ja auch erst sehen, was „euer Tempo“ ist – bevor ihr vielleicht unter Zugzwang geratet und nur noch gestresst gen Norden hetzt.
Ansonsten könnt ihr darauf zählen, dass die schwedischen Campingplatzbetreiber meist noch ein Plätzchen für euch finden. Es zumindest versuchen. Selbst wenn sie eigentlich schon voll sind.
Tipp: Falls ihr im Winter unterwegs sein wollt, achtet auf eine polartaugliche Bereifung (idealerweise Spikes) und eine winterfeste Gasanlage.
Viel Spaß bei Planung und Erlebnis!
André von Stadt Land Camp!