Reisen mit Baby? Elternzeit im Wohnmobil!

Elternzeit in Kalifornien?? Ach was, ne Rundreise gen Italien tut’s auch!

Da es uns in diesem Jahr so erging, wie auch allen anderen, wurde aus unserem Kalifornien-Plan eine Elternzeit Tour durch die EU. Ich verlegte meine Elternzeit um einen Monat vor und meldete mich auf Empfehlung von Freunden bei StadtLandCamp!, um ein Wohnmobil zu mieten. Die Idee, unsere Elternzeit im Wohnmobil und auf Reise zu verbringen, hatten wir auch schon vorher im Hinterkopf gehabt und nun sollte es wohl tatsächlich dazu kommen – wenn auch unvorhergesehen. Der Nachhaltigkeitsaspekt bei StadtLandCamp! gefiel uns sehr gut und auch die Beratung war sehr ausführlich und persönlich. Daher waren wir überglücklich, als wir noch ein Wohnmobil bekamen. 🙂

Mit einem voll ausgestatteten Camper und dem Ziel: Südtirol, Italien, ging es dann im Hochsommer los! Die erste Nacht verbrachten wir ohne viele Ansprüche einfach an einem Deich zwischen Hamburg und Sankt Peter-Ording. In SPO angekommen bemerkte ich dann, dass ich meinen Rasierapparat vergessen hatte. Da die Vollausstattung des Campers leider keinen Ersatz-Rasierapparat bereit hielt 😉 überlegten wir kurz, ob wir wieder zurückfahren sollten, um ihn zu holen oder ob ein längerer Bart die Alternative werden sollte. Weder die Rückfahrt noch der Bart waren eine akzeptable Alternative für mich, daher entschied ich mich dafür, mir auf dem Weg einfach einen Neuen zu kaufen! Nach zwei Tagen bei 40 Grad ging es dann weiter nach Egestorf in die Lüneburger Heide, wo wir uns mit einem Dauercamper-Freund zum Grillen verabredet hatten.

Am darauffolgenden Tag landeten wir dann in Münster, wo wir direkt an einem See Campen konnten. Zu unserer großen Freude und auch Überraschung aßen wir hier, noch bevor wir überhaupt in Italien angekommen waren, die beste Pizza aller Zeiten! Auch der Blick auf den See, direkt nachdem man aufgestanden war, war einfach phänomenal.

Vom Galloway-Rinderhof in die erste Reihe an der Mosel…

Unser nächster Halt führte uns in ein kleines Dorf hinter Siegen, wo wir auf einem Galloway-Rinderhof über das Landvergnügen einen Stellplatz gebucht hatten. Hier konnten wir direkt vor Ort frische, leckere Steaks kaufen – echt spitze! Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Koblenz an den Rhein, wo wir ein paar Flaschen Wein ergatterten, um dann weiter an die Mosel zu fahren. Diesen Stellplatz hatte uns André von StandLandCamp! ans Herz gelegt, da man hier direkt in erster Reihe an der Mosel stehen kann. Die Bilder sprechen für sich, würde ich sagen…

Abtauchen in Apfel- und Birnenplantagen

Unsere mittlerweile achte Nadel auf unserer Reiselandkarte war der Bodensee. Hier haben Freunde von uns einen Schrebergarten inmitten einer Apfel- und Birnenplantage und wir hatten somit einen grandiosen Stellplatz. Campen mit dem Wohnmobil, direkt auf einer Wiese mit Luftlinie zum Bodensee – besser hätten wir uns unsere alternative Elternzeit-Reise in europäischen Gefilden nicht vorstellen können. Und damit nicht genug. Wir konnten uns entscheiden: schwimmen im Bodensee oder lieber im nahegelegenen Freibad? Äpfel oder Birnen? Nach 5 Tagen abreisen oder noch eine Nacht bleiben??

Dem Wetter ausweichen - Flexibilität dank autarkem Miet-Wohnmobil

Als uns wetteronline.de ein Tief in Südtirol voraussagte, entschieden wir spontan einen Schlenker durch Bayern nach Österreich zum Faaker See zu machen. Katharina hatte die Empfehlung von einem Kollegen bekommen, die sich als sehr kulinarisch und lecker erwies, denn wir deckten uns hier mit vielen lokalen Köstlichkeiten ein. Auch unser Stellplatz beeindruckte mit einer wunderschönen Bucht, umgeben von einem Fichtenwald. Hier konnten wir wieder direkt vor der Tür baden gehen und sowohl das Wasser als auch den Wald und die umliegende Landschaft genießen.

Schlechtes Wetter (welches wir nicht allzu oft hatten) bedeutete für uns: wir machen einen Reisetag. Im Wohnmobil hatten wir alles was wir brauchten und selbst ein Stellplatz wäre nicht unbedingt notwendig gewesen. Ganz flexibel beschlossen wir, auf halber Strecke nach Südtirol auch noch einen Stopp in Venedig einzulegen.

„Das ist nicht das Venedig, das ich kenne!“

Mit Blick auf die schöne Altstadt von bella Venezia und mit direkter Fähranbindung, parkten wir unser Wohnmobil auf unserem Stellplatz. Die Stadt war wie leergefegt. Kaum eine Menschenseele, unglaublich klares Wasser und weniger als 100 Personen auf dem Markusplatz (ich habe tatsächlich durchgezählt)! Katharina, die schon vorher in Venedig gewesen war, traute ihren Augen kaum: „Das ist nicht das Venedig, das ich kenne!“

Für uns war dieses neue, saubere und ruhige Venedig in unserer Elternzeit genau das Richtige! J

Die darauffolgenden 3-4 Nächte verbrachten wir dann auf einem „Hippie“-Campingplatz auf einer Landzunge, die von drei Seiten vom Gardasee umgeben war. Ein schöner Stellplatz jagte den nächsten!

„Bevor Sie an Ihrem Tisch Platz nehmen, bitte ein Mal Fieber messen!“

Als wir dann am Lago d’Iseo in einem Restaurant essen wollten, wurden wir mit Corona-Regeln anderer Art bekannt gemacht, bzw. mit Regel, die es in Deutschland so bisher nicht gegeben hatte. Bevor wir uns setzen durften, musste bei uns Fieber gemessen werden. (Dies wurde beim Verlassen des Restaurants sogar noch ein Mal wiederholt.) Naja, sicher ist sicher – aber merkwürdig war’s schon.

Auch bemerkenswert war (ein komplett anderes Thema), dass ich in unseren 9 Wochen Elternzeit nicht ein Mal lange Hosen getragen habe. So lange am Stück, habe ich wohl noch nie kurze Hosen getragen! Aber bei extrem sommerlichen Temperaturen und an Orten, die der Côte d’Azur ähneln, ist das wohl einfach so…

Elternzeit im Wohnmobil = Campingplatz mit SPA-Bereich?!

Nachdem wir am Kalterer See riesige Karpfen gesehen / gefangen und eine tolle Wanderung gemacht hatten kamen wir endlich in Südtirol an. Unser Campingplatz lag an einer Skipiste und war mit allem drum und dran ausgestattet. Selbst einen SPA-Bereich gab es hier!! Die Natur war beeindruckend und lud zu einer ausgiebigen Wanderung ein. André von StadtLandCamp! hatte uns netterweise eine Kraxe mitgegeben, mit der wir die Wanderung auch mit Baby auf dem Rücken problemlos machen konnten. Zwischendurch gab es einen leckeren Snack in einem Restaurant und auf dem Rückweg nahmen wir die Gondel. Mal ganz was anderes als auf dem Flachland!

Unsere nächsten Pläne fielen dann leider ins Wasser. Eigentlich war unser Wunsch, als nächstes an den Toblacher See zu fahren, aber hier waren schon alle Stellplätze ausgebucht. Und auch unsere nächste Idee, uns für 2 Nächte ein Hotel zu gönnen, verwarfen wir schnell wieder.

Also entschieden wir kurzerhand, uns langsam wieder auf den Rückweg nach Deutschland zu machen. Da auch der Campingplatz am Walchensee ausgebucht war, verbrachten wir den Abend und die Nacht auf einem relativ „unsexy“ park4night Stellplatz in der Nähe. Hier hieß es lediglich: Abendessen und dann ab ins Bett. Am nächsten Tag machten wir dann noch bei einer Bergwanderung mit, bei der wir doch etwas irritiert darüber waren, dass wir zusammen mit 16 weiteren Personen (zu Corona-Zeiten) in einer Gondel fuhren. Die einen sind übervorsichtig, die anderen… naja.

Von abenteuerlichen Landvergnügen Gastgebern und dem Wunsch nach Hause zu kommen

Die Nadel unserer Reiselandkarte, die mittlerweile die Nr. 19 trug, führte uns auf einen Stellplatz vom Landvergnügen in Hohenthann, in der Nähe von Landshut. In dem anliegenden Biergarten inkl. eigener Brauerei gab es nicht nur gutes Essen, sondern auch die Möglichkeit herauszufinden, dass man zwischen hunderten Leergutflaschen tatsächlich gut schlafen kann (solange man das in einem vollausgestatteten Camper macht) 😉

Auch der nächste Landvergnügen-Stellplatz bei einer Schnapsbrennerei in Neuwirtshaus zwischen Würzburg und Fulda hatte etwas sehr eigenes. Hier schlugen wir unser Lager allerdings nicht zwischen Pfandflaschen, sondern zwischen Apfelbäumen auf und freuten uns über nordische Stellplatz-Nachbarn. Selbst eine Dusche hätten wir hier nutzen können, sowie die Chance auf eine Rundführung in der Brennerei. Bevor wir weiterfuhren, shoppten wir noch ein paar Mitbringsel und machten uns dann auf den Weg Richtung Nordhessen.

Dort angekommen machten wir einen Stopp am Twistesee, einem Stausee, indem sich in einer Art Schwimmbad die Möglichkeit bot, im September unter freiem Himmel eine Runde schwimmen zu gehen. Nach einer erfrischenden Pause führte uns unser Heimweg dann durch das schöne Weserbergland mit herrlichem Blick auf die Weser und der Aussicht, bald wieder in Hamburg zu sein. Wir beschlossen, schon einen Tag eher nach Hause zu fahren, um in Ruhe alles ausräumen und den Camper angemessen zurückgeben zu können. Mal abgesehen davon musste ich zugeben, dass bei mir langsam aber sicher etwas Unruhe aufkam. Nach 9 Wochen auf Reise wollte ich einfach gerne wieder nach Hause.

Resümee

Wir können definitiv sagen, dass wir durch unsere Reise mit Baby dazu inspiriert wurden, auch unser eigenes Land in Zukunft noch genauer zu erkunden. Deutschland hält wirklich super viele schöne Postkartenmotive bereit, die wir unbedingt auch mal live erleben wollen. Zudem gab uns die Elternzeit im Wohnmobil die notwendige Sicherheit für unser Kind, indem wir nicht an jedem neuen Ort in ein neues Hotel einchecken mussten und der Rückzugsort immer derselbe war. Alles in allem hatten wir eine großartige Zeit mit bestem Wetter, tollen Erlebnissen und eine sehr bereichernde Elternzeit.

Steckbrief

Steckbrief-Image - Mika Roiss & Katharina Schmidt

Katharina (40) & Mika (41)

Stadt Land Camp Logo Schmuckelement Straße mit Bäumen

Lieblingsstellplatz

Ediger Eller (Frontrow an der Mosel): Perfekter Stellplatz für 8 € die Nacht. Zwar keine Sanitäranlage, dafür morgendlicher Brötchenlieferservice!

Lieblingsort/-strand/-berg

Kalterer See: glasklarer See, hügelige Weinberglandschaften und fast tropisch-wirkende Wanderrouten.

Was kam total unerwartet / überraschend unterwegs?

Nach hochsommerlichen Temperaturen, Minusgrade in der Nacht in den Dolomiten. Als Camping-Newbie sollte es einen stutzig machen, wenn die Camper ringsherum ihre Wagen zur Nacht isolieren.

Was habt ihr getan, was ihr niemals gedacht hättet? Worüber wart ihr froh, dass ihr es flexibel machen konntet?

Den Abstecher nach Venedig. Eigentlich für uns keinen zweiten Besuch wert, haben wir dank Corona Venedig nahezu Selfie-Stick-frei kennengelernt.

Was habt ihr über euch selbst gelernt?

Wie wenig notwendig ist, wenn das Schlafzimmer mobil und das Wohnzimmer der nächste Garten ist.

Gerne wieder Campingtour / Wiederholungsbedarf?

Für die Elternzeit war es perfekt, die nächste Unterkunft wird vermutlich nicht fahrbar sein. Aber wer weiß…

Nächstes Urlaubsziel?

Wenn wieder möglich, sehr weit weg, am liebsten mit Rucksack auf vielen unterschiedlichen Stationen.

Bildrechte by Katharina Schmidt & Mika Roiss